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Was und wo arbeiten eigentlich studierte Wirtschaftsinformatiker?

Master Data Management

„Und was kann ich nach dem Studium damit machen?“ In nur wenigen Studienfächern ist die Antwort so vielfältig wie bei der Wirtschaftsinformatik. Damit du dir einen Eindruck verschaffen kannst, was hinter den zahlreichen Berufsbezeichnungen steckt, haben wir Absolventen eines Wirtschaftsinformatik Studiums gebeten, uns aus ihrem Berufsalltag zu berichten.

Thomas

Wirtschaftsinformatik an der Uni Köln

Abteilungsleiter Master Data Management

Rechner in blauem Licht
So sieht mein Berufsalltag aus:

Herausfordernd ist es, die verschiedenen Wünsche und Vorstellungen aller Parteien entlang der Wertschöpfungskette, inkl. der IT, zum Konsens zu führen und ständig für harmonische Prozesse und wohldefinierte Stammdaten zu sorgen.

Als Wirtschaftsinformatiker sollte man grundsätzlich zwei Grundeigenschaften mitbringen: Die Fähigkeit, Probleme mit IT-Bezug lösen zu können, und die Ausdauer, ständig „zwischen den Stühlen“ sitzen zu müssen.

Als Abteilungsleiter einer kleinen Abteilung, die aus fünf festen Mitarbeitern besteht, stehen im Master Data Management die Stammdaten natürlich im Fokus. Im Handel haben Stammdaten auf den ersten Blick für die Einkäufer, Verkäufer und Logistiker keine Bedeutung, aber offenbaren sehr schnell die absolute Grundlage und Basis für alle wertschöpfenden Geschäftsprozesse. Ohne Artikelstammdaten gehen keine Produkte über die Kasse im Geschäft, ohne Lieferantenstammdaten gehen keine Bestellungen raus, ohne Finanzstammdaten lassen sich keine Geldtransaktionen und Rechnungen abwickeln, ohne Personalstammdaten lassen sich die mehreren hunderttausend Mitarbeiter in den vielen Einzelhandelsfilialen nicht steuern und (End-)Kundenstammdaten wie Kassenbonauswertungen, Onlinegeschäft sowie Rabattprogramme genießen in Zeiten von „Big Data“ eine besondere Bedeutung.

Doch wie steuert, koordiniert oder führt man ein Controlling an diesen Stammdaten durch? Ohne Zusammenspiel und Einhaltung von Regeln an allen betroffenen Systemen, den Prozessen, die Mitarbeitern und den Gesetzmäßigkeiten treten Fehler und Störungen im Prozess auf. Das bedeutet Kosten, die es zu vermeiden gilt. Im Master Data Management führen wir an diesen Stammdaten Qualitätsmessungen, Systemanpassungen, Etablierungen und Einhaltungen von Standards zu Stammdaten sowie natürlich Prozessanpassungen durch und steuern diese.

Und hier kommen die „Tugenden“ des Wirtschaftsinformatikers zum Tragen: Probleme an allen diesen Feldern lösen und Einigkeit zwischen Fach- und IT-Seite erzielen im Sinne des Unternehmens. Im Alltagsgeschäft haben wir mit Anforderungen des Gesetzgebers an Stammdaten, IT-Systemanpassungen und Prozessdesign und -optimierung für neue wertschöpfende Prozesse zu tun. Die Messung der Stammdatenqualität und Verabredung von Maßnahmen ist weiterhin „tägliches Brot“.

Herausfordernd ist es, die verschiedenen Wünsche und Vorstellungen aller Parteien entlang der Wertschöpfungskette, inkl. der IT, zum Konsens zu führen und ständig für harmonische Prozesse und wohldefinierte Stammdaten zu sorgen. Das Arzneimittel, das Steak und der Toaster haben alle unterschiedliche Anforderungen an Artikelstammdaten, letztlich ist der Prozess der Gewinnung und Nutzung aber ähnlich: Der Handel kauft diese Ware und verkauft diese an den Endkunden.

Interessante Projekte sind die, in denen man keine hohe Qualität an den Stammdaten misst und im Projekt dann die Prozesse und die IT-Anwendungssysteme rund um dieses Thema erneuert. Dieses dann wiederum im Unternehmenskontext einzubetten, kann sowohl spannend als auch sehr anstrengend sein, denn die Verzahnung und Bedeutung von Stammdaten ist überall gegeben.

Nicht zu unterschätzen ist der Kontext in einem Konzern: Gewachsene Strukturen sind im Change schwer zu ändern und neue Anforderung gerade des Gesetzgebers nicht immer leicht zu integrieren.

Auf der anderen Seite macht es Freude zu sehen, sobald die Stammdatenqualität die 100% erreicht und wir nicht kontaktiert werden. Denn dann läuft es störungsfrei und wir können beratend zur Seite stehen, damit im Handel sich Einkäufer, Verkäufer und Logistiker auf Einkaufen, Verkaufen und Transport konzentrieren – ihr Kerngeschäft. Und Stammdaten ist das unsrige.

Mein Beruf ist etwas für dich, wenn du ...

Klassische Projektarbeit und Flexibilität sind immer vorteilhaft, denn jeder Tag sieht anders aus.

... die Fähigkeit mitbringst, mit Menschen an Problemen zu arbeiten, um die Probleme im Konsens zur Lösung zu führen. Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Interessen.

Es ist nicht wichtig, jede Zeile Programmcode zu verstehen und jeden Sonderprozess genauestens operativ durchführen zu können. Wichtig ist, vor beidem keine Angst zu haben, analytisch vorzugehen und beides in den Transfer für innovative Lösungen zu sehen.

Weiterhin ist es wichtig, sogenannte „Nebelbomben“ der Technik und der Fachseite zu identifizieren. Denn dies wird auf beiden Seiten gerne genutzt. Klassische Projektarbeit und Flexibilität sind immer vorteilhaft, denn jeder Tag sieht anders aus. Die Arbeit hat im Büro zu tun, aber ebenfalls im Meetingraum, der Technikabteilung oder im Lager der Logistik.

Das rate ich dir, wenn du meinen Karriereweg einschlagen möchtest:
  • Analytik
  • Prozessmanagement und Prozessdesign
  • Abstraktionsvermögen
  • Supply Chain Management oder Logistikwissen
  • Informations- oder Datenmanagement (mit fachlichem Fokus – Sharepoint und Wiki kann jeder ...)
  • Praxissemester zum ‚Reinschnuppern‘ ist immer sinnvoll
  • Man sollte einmal eine kleine Software (im Team?) gebaut haben und Tücken in der Spezifikation und im Test zu kennen
  • Und zu guter Letzt: neugierig sein
Es gibt auch andere Jobs für Wirtschaftsinformatiker. Berufsfelder meiner Studienkollegen waren zum Beispiel ...
  • IT-Revision
  • IT-Beratung
  • Dienstleiter für Marketing – und hier in der IT-Abteilung