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Was und wo arbeiten eigentlich studierte Wirtschaftsinformatiker?

Software-Entwickler

„Und was kann ich nach dem Studium damit machen?“ In nur wenigen Studienfächern ist die Antwort so vielfältig wie bei der Wirtschaftsinformatik. Damit du dir einen Eindruck verschaffen kannst, was hinter den zahlreichen Berufsbezeichnungen steckt, haben wir Absolventen eines Wirtschaftsinformatik Studiums gebeten, uns aus ihrem Berufsalltag zu berichten.

Daniel

Wirtschaftsinformatik an der Uni Halle-Wittenberg

Software-Entwickler

Softwareentwickler programmiert etwas an einem Computer
So sieht mein Berufsalltag aus

Mir gefällt, dass man ständig dazulernt, dass die Kommunikation zwischen den Entwicklern bei uns sehr gut funktioniert, und dass alle mit konstruktiver Kritik umgehen können.

Ich arbeite zur Zeit als Software-Entwickler in einem Startup-Unternehmen, das eine webbasierte HR-Lösung zu Personalentwicklung und Weiterbildung anbietet. In einem kleinen Team zu arbeiten heißt, mehr Freiheiten und Gestaltungsmöglichkeiten, aber auch mehr Eigenverantwortung zu haben.

Mir gefällt, dass man ständig dazulernt, dass die Kommunikation zwischen den Entwicklern bei uns sehr gut funktioniert, und dass alle mit konstruktiver Kritik umgehen können. In der Praxis sieht es so aus, dass man meist selbständig an einer Aufgabe arbeitet, aber die anderen auf dem Laufenden hält, oder bei einem Problem um Rat fragt. Am längsten habe ich bisher in einem Unternehmen der Glas-Industrie gearbeitet, das Teil eines internationalen Konzerns ist.

Auch wenn ich die starreren Strukturen und langen Entscheidungswege nicht so gemocht habe, hatte der Job auch einige Vorteile: Die Aufgaben waren interessant (zum Beispiel entwickelte der Konzern ein eigenes ERP-System), ich konnte die europäischen Schwester-Werke besuchen und in einem internationalen Team arbeiten, unter anderem ein halbes Jahr in der Firmenzentrale in Michigan. Das sind Erfahrungen, die ich auf keinen Fall missen möchte. Ein großer Vorteil meines Berufs ist seine Vielseitigkeit: Wenn einem das Arbeitsumfeld, die Aufgaben oder Perspektiven nicht mehr gefallen, kann man immer einen Job finden, in dem alles völlig anders ist, ohne dass die eigenen Fähigkeiten dabei an Wert verlieren.

Ich persönlich habe bisher wenig schlechte Erfahrungen in meinem Beruf gemacht. Was mich allerdings stört, ist der Versuch, auch in der IT einen Billiglohnsektor zu etablieren. Gerade Absolventen finden sich immer häufiger bei Firmen wieder, die schlecht zahlen, übertriebene Anforderungen stellen, die nur mit Überstunden zu bewältigen sind, und keine Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten bieten. Ich kann nur jedem raten, sich nicht derartig ausnutzen zu lassen.

Mein Beruf ist etwas für dich, wenn du ...

Dieser Job ist auch ein ausgezeichnetes Sprungbrett, um zum Beispiel in die Personalführung, Lehre, Beratungstätigkeit oder auch in die Selbständigkeit zu wechseln.

... gern am Rechner arbeitest, ein gutes abstraktes Vorstellungsvermögen hast, immer gern Neues lernst und es magst, Dinge zum Laufen zu bekommen, auch wenn man dazu ein wenig herumfrickeln muss.

Alles andere kann man mehr oder weniger über die Wahl des Jobs beeinflussen: Ob man reisen muss oder nicht, ob man eher im Team oder allein arbeitet, ob man die Aufgaben vorgegeben bekommt oder eher selbständig arbeitet und so weiter. Wenn man sich nicht sicher ist, ob man wirklich sein ganzes Arbeitsleben lang programmieren will, sollte man nicht vergessen, dass dieser Job auch ein ausgezeichnetes Sprungbrett sein kann, um zum Beispiel in die Personalführung, Lehre, Beratungstätigkeit oder auch in die Selbständigkeit zu wechseln.

Das rate ich dir, wenn du meinen Karriereweg einschlagen möchtest:

Programmieren lernt man nur durch Programmieren, das kann einem niemand abnehmen. Und feilt an eurem Englisch, es ist die Sprache der Branche.

An der Uni lernt man die theoretischen Grundlagen, aber Programmieren lernt man nur durch Programmieren, das kann einem niemand abnehmen. Dabei ist es aber wichtig, qualifiziertes Feedback zu bekommen (und natürlich, dieses auch anzunehmen). Scheut euch deshalb nicht, anderen euren Code zu zeigen und um Rat zu fragen. Und wenn euch euer eigener Code nach einiger Zeit peinlich berührt, dann ist das ganz normal und ihr seid auf dem richtigen Weg – jedem guten Programmierer geht es so.

Ich finde, einer der besten Wege, um etwas Neues zu lernen und sich selbst weiterzuentwickeln, ist die Beteiligung an Open-Source-Projekten oder deren Initiierung. Ansonsten kann ich nur raten, möglichst viele Sachen auszuprobieren: Andere Programmiersprachen, andere Tools, andere Konzepte und Paradigmen. Und wenn sich die Möglichkeit bietet, sogar andere Länder.

Apropos Ausland: Feilt an eurem Englisch, es ist die Sprache der Branche. Viele Fachbücher gibt es nicht oder erst einige Zeit später auf deutsch. Die meisten Software-Firmen kommentieren und dokumentieren in englisch, einige machen es sogar zur Firmensprache. Und wenn ihr im Internet Antworten sucht, ist die gesuchte Antwort meist auf englisch.

Es gibt auch andere Jobs für Wirtschaftsinformatiker. Berufsfelder meiner Studienkollegen waren zum Beispiel ...

Als Wirtschaftsinformatiker muss man nicht unbedingt programmieren, es gibt viele Bereiche, in denen das wenig oder gar nicht gefragt ist. So kann Consulting Programmiertätigkeit beinhalten, muss es aber nicht, zum Beispiel wenn es um die Einführung komplexer Software wie SAP geht.

Weitere interessante Aufgaben sind Administration, Qualitätssicherung oder Modellierung. Wenn Programmierung nicht die Hauptsache sein soll, kann man sich zum Beispiel auf Webdesign oder DevOps spezialisieren. Und natürlich ist auch eine Karriere in Forschung und Lehre, als Trainer, Coach oder Teamleiter möglich.